Die Noris lebt auf
Die Landeshauptstadt präsentiert sich heimisch selbstbewusst:
In Nürnberger Lokalen sind Löwenbräu, Paulaner und Co. verpönt. Tucher-Plörre wird zwar geduldet, aber gastonomisch en vogue ist der Wirt, der v.a. oberfränkische Kostbarkeiten im Seidla schäumen läßt.
Was auch immer in Weißwürsten drin sein mag, spielt keine Rolle - und das Mittagsläuten erst recht nicht. Ob vor 12 Uhr oder danach: Der Franke isst Bratwurst! Ob zwischendurch oder statt Schäuferle mit kindskopfgrossen Kloß, spielt keine Rolle. Klar, dass Salat & Gemüse im Knoblauchsland geerntet wurden.
Der motorisierte Franke, der was auf sicht hält, sieht zu, dass er einen Oldie aus alter Nürnberger Manufaktur sein eigen nennt.
Flaniert wird in der Kaiserstraße: Unter Rock/Kleid gelten der selbstbewussten Fränkin als pret-à-porter hauchzarte Strümpfe mit Naht und Hochferse - als echte Nylons freilich angestrapst. Damen, die ausnahmsweise vorhandene bajuwarische Dirndl auftragen, ziehen zum Trotz dazu nicht etwa altbayerische Trachtenschuhe an, sondern schwindelerregend hohe Stilettos und stellen sich bei jedem Schritt vor, den Mörderabsatz ins Fleisch der "Unterdrücker" zu treten - frisch befreit von deren Joch.
Ansonsten aber ist der Franke nicht nachtragend - und auf die Frage, wie er zur Präsenz von BMW & Audi-Dependencen steht, antwortet er lässig-weltmännisch "bassd scho" (freilich im Stillen auf den Wiederaufbau der Zündappwerke hoffend)...